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Seite 1 - 2Seine Erfahrung*
Der Name ist männlich vom skandinavischen Donnergott Thor, aber nicht schlimm ;D
Au, trotzdem sorry!
Meine derzeitige Kombination: Eudoxa GD, Obligato A, Kaplan golden spiral E. Die Eudoxa A war bei mir eher hart und metallisch, und die Obligato war halt "gerade übrig", paßt aber ganz gut dazu. Als nächstes sollte ich wohl die Aricore versuchen. Die Sache mit der Stimminstabilität der Darm-A kann ich vollinhaltlich unterschreiben! Die russische Besatzung wurde mich auch noch interessieren. Mal sehen, ich geb' Laut. Jedenfalls, Eudoxa G und D scheinen gekommen zu sein um zu bleiben.
Ich habe die Aricore mal ausprobiert und fand sie ein wenig rauh. Auch da bin ich gespannt auf weitere Berichterstattung.
Hallo nuuska!
Versprich Dir von den Aricore-Saiten nicht zu viel. Sie sind relativ steif und liefern einen sehr gedeckten und obertonarmen Klang. (Das ist eine freundliche Umschreibung von: "sie klingen vergleichsweise farblos und langweilig und sind zudem schwer anspielbar".) Ich kann mich noch heute deutlich erinnern, wie ich mich redlich abmühen mußte um eine Aricore-A-Saite bei einem Solo klanglich zum Glänzen zu bringen. ashmahans Erfahrung kann ich daher nachvollziehen.
Hier im Forum gab es schon eine ausführlichere Diskussion über die Aricore Saiten:
http://forum.geigen-forum.de/forum.php?action ... tanz=0&search=warme+Saiten
Aricore-Saiten sind nach meiner Erfahrung bestens geeignet um den Klang von sehr scharf und schrill klingenden Instrumenten zu besänftigen.
Auf ohnehin ausgeglichenen oder bereits dunkel und warm klingenden Instrumenten führen sie sehr wahrscheinlich zu einem Klangverlust.
Manche Cellisten lieben dieses Saitenmodell, weil es ihre Wölfe zähmt.
Wenn man eine darmähnlich klingende Saite ohne Darmkern benötigt, sollte man folgendes berücksichtigen:
Einige wichtige Materialparameter von Nylon sind jenen von Darm sehr ähnlich. Daher sind Saiten mit Nylonkern klanglich den Darmsaiten in der Regel am nächsten.
Ich wünsche allen noch einen schönen Tag!
Die Gold hat beträchtlich weniger Spannung drauf als die Tonica, bei der G-Saite sind es 4,0 kp im Vergleich zu 4,9. Damit verändert sich auch das Spielverhalten der Saite.
Du kannst auf der Website von Pirastro die Saitenspannungen vergleichen - da es viele Saitensorten auch noch in unterschiedlichen Stärken gibt, ist die Palette da ziemlich gross. Natürlich wäre auch noch mitzubedenken, dass die Gold frisch aufgezogen sind; die meisten Saiten brauchen etwas Einspielzeit. Kannst Du nicht - im Blick auf den bevorstehenden Auftritt - jemanden fragen, wie Du am besten mit dem Problem umgehst? So vom Schiff aus ist es schwierig, zu raten.
Das Spielgefühl ist wirklich eigenartig, vorallem weil man die Saite bei jedem Griff fast seitlich vom Griffbrett wegzieht
Ich hab grade nochmal die Tonica G aufgezogen und da ist das gleiche Problem auf einmal...
Wovon könnte das kommen? Der Steg steht noch immer an der richtigen Stelle, oder ist mir das vorher einfach nicht aufgefallen
Mist. Wegen der D-Saite würde ich beim Händler zumindest anfragen, aber sonst hast Du wenig Chancen. Auch der Anbieter wird darauf hinweisen, dass die Saiten erst eingespielt werden müssen, und wenn sie grundsätzlich nicht zum Instrument passen, ist man halt Hängemann. Bei einem teureren Satz kann das schon ärgerlich sein.
Hallo Thore123,
beim Umstellen auf weichere Saiten wird nicht einfach nur die Zugspannung der Saiten geringer, während alles andere unverändert bleiben kann. Weichere Saiten fordern auch eine Umstellung der Strichtechnik. Durch den größeren Durchmesser der Darmsaiten wirkt beim Anstreichen der Saiten ein größeres Drehmoment auf die Saite, wodurch diese stärker verdrillt wird als eine dünne Saite. Dieser Effekt läßt es so erscheinen, als ob die Saite langsamer anspricht. Bei einer weichen, dicken Saite muß man mit dem Anstreichen eines Tons ca. 1 bis 2 Hunderdstelsekunden vor dem Zeitpunkt beginnen, an dem der Ton erklingen soll. Das kann man nicht willentlich trainieren. Aber wenn man sich selbst beim Spielen aufmerksam und konzentriert zuhört, sorgt der Regelkreis Gehör-Bogenarm automatisch dafür, daß man nach einer kurzen Eingewöhnung mit dem Strich für eine neue Note zeitlich richtig beginnt.
Gerade bei Darmsaiten muß man mit dem Bogen ein bißchen stärker "in die Saite" gehen. Es war glaube ich Yehudi Menuhin der dieses Vorgehen etwa so beschrieb:
Man muß das Gefühl haben als würde man die Spannung der Saite mit dem Bogen zusätzlich ein wenig erhöhen. Beim Strichwechsel ergreift man die Saite mit einer Bogenstelle, hält sie dort fest und zieht den Ton an dieser Stelle aus der Saite.
Wichtig ist dabei auch, daß man die richtige Stelle der Saite zwischen Steg und Griffbrett (den Kontaktpunkt) wählt.
Dieses neue Gefühl beim Streichen muß man sich erst erarbeiten. Diese Umstellung erfordert einige Tage. Also nicht gleich die Flinte (respektive die Saiten) ins Korn werfen. Wichtig ist dabei wie schon gesagt, daß Du dir selbst ständig konzentriert zuhörst und die Qualität des Tones über Bogengewicht, Bogengeschwindigkeit und Kontaktstelle sofort anpaßt. Nebenbei gesagt ist das der Grund warum auch Profis beim Einspielen erst einmal minutenlang die Tongebung auf leeren Saiten üben.
Du schreibst: "... kleinste Veränderungen des Bogendrucks verändert den Ton komplett ... ". Die Beobachtung ist ganz richtig. Eine weichere Saite, insbesondere eine Darmsaite, eröffnet Dir die Möglichkeit die Saitenspannung durch mehr Bogengewicht zu verändern und so den Klang in einem viel breiteren Bereich zu variiere als es eine straff gespannte Saite mit Kunststoff- oder Stahlkern zuläßt, und die daher weit weniger farbig und "irgendwie tot" klingen wie du oben selbst geschrieben hast. Alles das bist Du bisher nicht gewohnt und mußt Dir das erst erschließen.
Als Belohnung für diese Umstellung erhälst Du die Möglichkeit Deinen Ton und die Klangfarben deines Instruments über einen sehr viel größeren Bereich zu verändern.
Zum Thema gefühlte Saitenspannung läßt sich sagen, daß nicht nur die geringere Zugspannung sondern auch der größere Saitendurchmesser der Darmsaiten für einen kleineren Druck auf die Haut und somit für ein weicheres Gefühl beim Drücken der Saite sorgt. Das ermöglicht es auf der Haut zu fühlen wie die Saite unter einem Teil der Fingerkuppe schwingt.
Was mich sehr irritiert ist Deine Bemerkung "weil man die Saite bei jedem Griff fast seitlich vom Griffbrett wegzieht." Die Finger der linken Hand sollen möglichst senkrecht von oben auf die Saite fallen und sie drücken. Da kann es keine Kraftkomponente geben welche die Saite seitlich vom Griffbrett wegzieht. Das liest sich eher so als stimmt da gerade etwas mit der Grifftechnik Deiner linken Hand nicht.
Daß eine neu aufgezogene Darmsaite nach wenigen Stunden bereits reißt habe ich auch schon erlebt, allerdings nie bei den tiefen Saiten. Wenn das gleich beim ersten Satz Darmsaiten passiert den man kauft, dann ist es besonders demotivierend. Warte erst ab was das geschulte Auge des Geigenbauers erkennt und wie Pirastro auf Deine Reklamation reagiert. Zeig die gerissene Saite erst deinem Geigenbauer bevor Du sie an Pirastro schickst. Wenn Du die Rückmeldungen kennst hast Du eine fundierte Entscheidungsgrundlage.
Ich wünsche Dir viel Erfolg und allen Mitlesern einen schönen Tag.
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